Selbstdarstellung [english] dura lux ist ein Projekt, welches mit Mitteln der Projektionstechnik Rauminstallationen entwickelt und realisiert. Wir sehen uns als experimentelle Dokumentarfilmer und verwenden ausschließlich konkretes, nicht inszeniertes oder verfremdes Bildmaterial; wir wollen keine neuen Welten schaffen, sondern die vorhandenen erforschen, versuchen Gefühlswelten zu transportieren. Unser Eingriff besteht in der Wahl des Bildausschnitts und in der Organisation der Abfolge des Diamaterials. Da die Motive einerseits dokumentarischen Charakter haben, dem Betrachter vertraut sind, hohen Wiedererkennungswert haben, andererseits die photographische Methode (z.B. Makro- oder Teleperspektive) und die Bildanimation sehr starke Eingriffe bedeuten, erzielt man eine Vermittlung von emotionaler Atmosphäre auf Kosten der intellektuellen Information. So werden Fassaden einer Großstadt reduziert auf ihre Struktur, werden zu Mustern, so daß der Betrachter zwar das Gefühl hat, in einer urbanen Straßenschlucht zu stehen, sich jedoch nicht räumlich orientieren kann. Diese Methode erlaubt uns z.B. die Menschenfeindlichkeit global-urbaner Großstadtarchitektur über den Gefühlsgehalt zu entlarven. Wir suchen den Grad der Reduktion, der breite Identifikation schafft, suchen Indizien und Details des vitalen Chaos. Mit der den Betrachter umgebenden Bildpräsenz und mit den schnellen Bildwechseln nehmen wir formal Bezug zu modernen Präsentationsformen (MTV, Aussenwerbung, Cyberspace). Der filmische Charakter der Zweibildanimation hilft räumliche Illusionen zu verstärken und Reflexe der Wahrnehmung zu gebrauchen (Bewegung als Räumlichkeitsmerkmal und als Blickfang). Die auftretende Desorientierung dient nicht der Manipulation, z.B. Schaffung eines Kaufreizes oder Zerstreuung, sondern als Mittel den Betrachter in nichtrationaler Weise zu erreichen. Der filmische Eindruck ensteht indem der Wahrnehmungsapparat des Betrachters die in der simplen Animation fehlenden Bildphasen ergänzt. Das Füllen dieser Lücken durch "eigene" Bilder stellt den Bezug zur persönlichen Erfahrungs- und Gefühlswelt des Rezipienten her; jeder "sieht" etwas anderes. Die Licht- und Materialatmosphäre der Aufnahmesituation wird intensiv wiedergegeben, da durch die Projektion das Motiv zur einzigen Lichtquelle im Raum wird. Obwohl wir konfliktreiche Themen wie "Natur und Technik", "der urbane Lebensraum", "Mensch - Maschine" behandeln, kommt es im Ablauf nicht zu einer Dramaturgie im klassischen Sinne. Der Spannungsbogen entsteht durch Aufzeigen und Verändern von Zuständen und deren Atmosphäre. Technisch sind wir in der Lage, das Tempo des Zweibildwechsels (Scheibendrehung), die Standdauer des Motivs und die Dynamik der Tonebene zu bestimmen. Bewußt wählen wir das fast antiquierte Medium Dia, weil es durch hohe Auflösung und Farbechtheit besticht und im Grenzbereich zwischen Photographie und Film liegt. Im Vergleich zum Filmdreh und -schnitt ist die Aufnahme mit dem Photoapparat und die Anordnung der Motive unkomplizierter, spontaner und damit direkter. dura lux arbeitet seit 1993 im Multivisionsbereich, und wir bedauern, daß dieser Bereich der Photographie fast ausschließlich der Produktpräsentation oder der Vorführung von Reiseimpressionen dient, denn im Grenzbereich zwischen Einzelbild und Film, zwischen Projektion und Installation finden sich viele kunstrelevante Fragestellungen; uns beschäftigt die Frage nach dem Sinn virtueller Welten, der Grad möglicher Dekonkretisierung oder die Forschung nach den Grenzen der Wahrnehmung. |